20.11.2023 Gedenkakt am Mahnmal Gebeugter Leerer Stuhl, Rathaus Pasing

Doris Barth und Almuth David stellen die Erinnerungszeichen für das Ehepaar Sterneck vor

Zu den beiden Erinnerungszeichen für Berthold und Margarethe Sterneck, die im letzten Sommer im Pasinger Presselweg 1 eingeweiht wurden, verlese ich einen Text von Peter Sanders, einem ihrer Enkel, den dieser als Hintergrund für die beiden Erinnerungszeichen verfasst hat. Alle drei Enkel aus Washington, Frankfurt und Schottland waren bei der Einweihung der Stele in Pasing dabei. Hier der Text von Peter Sanders:

„Die Lebenswege von Berthold Sterneck, der am 30. April 1887 als Berthold Stern geboren wird und seiner Frau Margarethe Sterneck (geb, Guttmann, am 12. Mai 1894 geboren) beginnen in Wien. Beide stammen aus jüdischen Familien, werden Sänger und kommen nach Engagements an verschiedenen Opernhäusern 1920 ans Deutsche Landestheater in Prag, wo sie oft zusammen auf der Bühne stehen. Sie heiraten - Berthold Sterneck als Witwer zum zweiten Mal – und ziehen mit Kurt, Bertholds Sohn aus erster Ehe, 1923 nach München, wo Tochter Johanna Freia zur Welt kommt. Der Bassbariton ist ein gefeierter Sänger an der Bayerischen Staatsoper; die Familie genießt hier ihre glücklichste Zeit. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten folgen Berufsverbot, Ausgrenzung und Erniedrigung. Tochter Johanna kann 1939 mit einem Kindertransport nach England entkommen. (Ihr Sohn Peter Sanders, ein Musiker, verfasste diesen Text). Berthold Sterneck wird zur Zwangsarbeit verpflichtet, erkrankt schwer und stirbt am 25. November 1943. Sohn Kurt wird als sogenannter Mischling 1. Grades in ein KZ und später in ein Zwangsarbeitslager verschleppt. Um der drohenden Deportation zu entgehen, muss Margarethe Sterneck 1944 untertauchen, wird nach einer gefährlichen Irrfahrt über Wien und das Montafon von mutigen Menschen in einem Pfarrhaus in Schwenningen am Neckar versteckt, wo sie aus Verzweiflung und Angst vor Entdeckung am 22. Februar 1945 ihrem Leben ein Ende setzt. Die Kinder überleben den Krieg und gründen eigene Familien.“

Ich muss diesen Text von Peter Sanders ergänzen, denn es gibt inzwischen noch zwei zusätzliche Gedenkzeichen, die etwas mit dem Leben von Margarethe Sterneck zu tun haben:
Der Stolpersteinverein in Schwenningen, wo Margarethe Sterneck im Februar 1945 ihr Leben beendete, verlegte letztes Jahr für sie einen Stolperstein vor dem evangelischen Pfarrhaus St. Johannes, in dem Margarethe Sterneck auf ihrer Flucht über mehrere Monate versteckt worden war.

Durch Initiative der Sterneck-Enkel wurde schließlich in diesem Sommer am Schwenninger Pfarrhaus eine Gedenktafel für die beiden mutigen Frauen angebracht, die Margarethe Sterneck damals versteckt hatten. Es waren: die Vikarin Margarete Hoffer und die Pfarrfrau Lotte Kurz. Der Schwenninger Stolpersteinverein stiftete diese Tafel. Bei beiden Schwenninger Anlässen waren die drei Enkel von Berthold und Margarethe Sterneck anwesend. Zur Einweihung der Gedenktafel am Pfarrhaus kamen 34 Familienangehörige der Pfarrfrau Lotte Kurz, von der 90-jährigen Tochter im Rollstuhl bis zum einjährigen Urenkel.

Es ist gut, immer wieder an die wenigen Helfer, die es damals auch gab, zu erinnern.
Almuth David 20.11.2023
 
Margarethe Cäcilie Sterneck, (Künstlername Margarethe Gerth) geb. Guttmann *12.05.1894, Wien, + 22.02.1945, Schwenningen/Neckar
Berthold Sterneck (fr. Stern)
*30.04.1887, Wien, + 25.11.1943, München (heute vor beinahe 80 Jahren)

Gedenkzeichen:

  1.  Stolperstein für Margarethe Sterneck, vor dem ev. Pfarrhaus St. Johannes in   Schwenningen/Neckar, 6.3.2022
  2.  Erinnerungszeichen für Berthold und Margarethe Sterneck: Presselweg 1, (früher Richthofenstr.1), Pasing, 10. 07. 2022
  3.  Gedenktafel am ev. Pfarrhaus in Schwenningen/Neckar für Margarete Hoffer und Lotte Kurz, 23.7.2023

 

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